Roman "Beutewelt II - Aufstand in der Ferne" (Leseprobe)

Beutewelt II (S. 8-12)


Am Abend des darauffolgenden Tages fand in der Schweiz, umgeben von einer idyllischen Berglandschaft, das alljährliche Treffen der „Bilderblickbrüder“ statt. Diese Zusammenkunft war weltweit die wichtigste Konferenz der Spitzen aus Politik, Medien und Wirtschaft, welche den bedeutsamsten Größen der Erde die Weichen für weitere Schritte der Weltbeherrschung bekannt gab. Abgeschirmt von den Blicken der Öffentlichkeit und umringt von Hunderten von GP-Beamten und GSA-Agenten konspirierten die mächtigsten Männer der Welt hier im Luxushotel „Bilderblick“. Der innere Kreis, der „Rat der 300“, trat an diesem geschützten Ort zusammen und beriet über das Schicksal von über acht Milliarden Menschen.

Bei diesem Treffen wurde die Einführung des neuen Registrierungschips, welches den Menschen in Zukunft implantiert werden und das Scanchip auf Dauer ersetzen sollte, diskutiert. Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Reaktion des politischen Netzwerkes auf die Loslösung Japans aus dem Weltverbund. Über diesem Gremium der Macht stand nur noch der „Rat der Weisen“, der auch als „Rat der 13“ bezeichnet wurde. Die absolut geheime Instanz des neuen Weltsystems.

Lord Beaconshill, der Medienmogul, welcher in England seinen Wohnsitz hatte, meldete sich bezüglich der Japanfrage nach einer langen Debatte zu Wort: „Meine Brüder, es wird Zeit bald ein Exempel zu statuieren, da der freche Schritt dieses Matsumoto die von uns aufgebaute Weltordnung in verhöhnender Weise in Frage gestellt hat. Wenn wir hier nicht hart durchgreifen, dann wird er wohl noch zum Vorbild anderer Völker werden. Ich fordere endlich eine Entscheidung der Ältesten bezüglich des Japan-Problems!“

Ein Raunen ging durch die Masse der in feine Anzüge gekleideten Herren. Es wurde sich geräuspert, einige redeten dazwischen oder flüsterten sich gegenseitig etwas zu. Dann herrschte für einen kurzen Moment Stille.

„Im Prinzip haben Sie Recht, mein werter Bruder Lord Beaconshill. Die Angriffe der von uns kontrollierten Medien haben jedoch bisher in vielen Bereichen ins Leere geschlagen. Ich persönlich habe damit gerechnet, dass sich die japanische Bevölkerung leichter entzweien lässt und sich verschiedene Lager bilden, die das Land in Unruhe stürzen können. Matsumotos Beliebtheit erscheint mir allerdings noch nach wie vor sehr hoch und die Opposition auf der Insel wirkt lahm und überhaupt nicht angriffslustig,“ antwortete ihm Ian Basler, der Chef der „Basler Trust Company“ aus Seattle.

Jeff Dornberger erbat das Wort und fuchtelte hektisch mit seiner speckigen Hand, die mit einigen Goldringen verziert war, umher.

„Ich denke, dass es zwei Möglichkeiten für uns gibt. Einmal den Feind durch die vielfältigen Methoden der Verleumdung zu Fall zu bringen, und andererseits, wenn das nicht funktionieren sollte, ihn erst einmal zu ignorieren. Zurzeit prallen selbst die am gerissensten konstruierten Lügen an Matsumoto ab. Seine Herrschaft ist stabil, wie die internen Studien unserer GSA-Agenten beweisen, und ich fürchte, dass wir Japan nur durch einen Militärschlag wieder zur Unterwerfung bringen können!“

„Das sehe ich auch so!“ warf Dr. Cyrus Newton, der Leiter des Pharmakonzerns „GPHP“ in die Runde und schlug mit seiner Faust auf den edlen Holztisch vor sich.

Plötzlich erhob sich Lucius Brown von seinem Platz, der einer der Abgesandten des „Rates der 13“ hier bei diesem Treffen war, und warf den anderen um sich herum einen finsteren Blick zu. Er rückte sich seinen schwarzen Anzug zurecht, musterte die um ihn herum Sitzenden erneut mit ernster Miene und sprach: „Meine lieben Brüder, die Anweisungen des obersten Rates sind klar und deutlich! Ich wünsche diesbezüglich hier keine Debatte, denn die Weisen haben es bereits klar und deutlich gesagt.
Es wird ein Exempel an Japan statuiert, wie es in der Vergangenheit nur an wenigen Ländern statuiert worden ist. Der Versuch unsere Herrschaft in Frage zu stellen wird nicht ungesühnt bleiben, aber wir müssen bedacht vorgehen, um keine Fehler zu machen.
Wie ich bereits sagte, die Anweisungen des „Rates der Weisen“ sind eindeutig: Krieg! Die nachhaltige Vernichtung Japans und die anschließende Zerstörung dieses Volkes und seiner Kultur!“

„Wie soll das genau vonstatten gehen, Mr. Brown?“, fragte einer der Anwesenden gespannt.

„Der Rat plant eine Invasion der Insel durch unsere GCF-Truppen – von mehreren Stellen. Ein Nuklearschlag ist hingegen erst einmal nicht geplant, da wir gerade jetzt unser Image in aller Welt verbessern müssen. Die Einführung des Implantationschips, dieser so unglaublich wichtige Schritt zur vollständigen Kontrolle der Massen, darf nicht durch inhuman erscheinende Atomschläge, gerade auf Japan, gefährdet werden.

Wir müssen wieder mehr wie Wohltäter erscheinen, wie Befreier und wie Menschenfreunde. Außerdem verfügt Matsumoto auch über Nuklearwaffen. Ein Atomkrieg ist auch aus dieser Sicht nicht ratsam. Nein, dem großen und höchsten Rat erscheint eine konventionelle Kriegsführung am Besten. Und ich spreche für den Rat!“

Einige der Veranstaltungsteilnehmer wirkten verwirrt. Andere erkundigten sich nach der Rolle der Medien bezüglich der Kriegsvorbereitungen gegen den unabhängigen Inselstaat.

„Soll die Diffamierungskampagne jetzt einfach abgebrochen werden?“ fragte Sergej Rostow, der in Russland ansässige Ölmagnat.

„Ja!“ gab Brown nur zurück. „Ab der nächsten Woche wird nicht mehr über Japan berichtet, zumindest so lange nicht, bis die Kriegsvorbereitungen abgeschlossen sind. Das Land und Matsumoto werden ignoriert.

Dann, so hat der „Rat der Weisen“ beschlossen, wird erst kurz vor Kriegsausbruch wieder berichtet. Japan werden wir einen verheerenden Anschlag im Osten Chinas in die Schuhe schieben, es anschließend als Angreifer auf den Unterverwaltungssektor „China“ brandmarken und damit den Grund für die Landinvasion der GCF-Truppen haben. Das wird auch die alten chinesisch-japanischen Animositäten wieder aufbrechen lassen und die Chinesen werden sich dann sicherlich in Massen für die GCF-Invasionsarmee rekrutieren lassen.

Die üblichen Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen und das Weltfrieden-Geschwafel tischen wir natürlich nebenher auf.“

Wieder wurden die Herren von einem lauten Raunen erschüttert und viele äußerten ihre begeisterte Zustimmung zu diesem Plan. Nur wenige signalisierten ihre Ablehnung, doch ihre Position war zu gering, um der Entscheidung des „Rates der 13“ zu widersprechen.

„Wie soll es nach unserem Sieg weitergehen?“ riefen einige der Mächtigen in den Saal.

„Das japanische Volk wird teilweise umgesiedelt in andere Teile Asiens. Seine traditionelle Kultur muss zersetzt und auf Dauer beseitigt werden“, ergänzte Brown und starrte entschlossen auf seine Mitbrüder.

„Dann werden wir also unsere Medien erst einmal zurückpfeifen?“, vergewisserte sich Leonard Bourg aus Marseille noch einmal.

„Kein Beachtung Matsumotos mehr, bis wir bereit für den Militärschlag sind! Dieser erfolgt genau in einem Jahr!“ donnerte Brown und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.

Anschließend ging es noch einige Stunden um die geplante Massenregistrierung der Bevölkerung durch die neuartigen Chipkarten. Zuerst sollte der nordamerikanische Kontinent von dieser Maßnahme ergriffen werden. Die hohen Herren planten noch weitere Schritte zur absoluten Unterwerfung der Menschheit, doch diese wurden von niemandem außer ihnen gehört. Alles, was auf dieser Versammlung besprochen wurde, verließ die Mauern des Luxushotels „Bilderblick“ nicht. Die acht Milliarden Menschen auf Erden lebten weiter ihr Leben vor sich hin, während man an ihrem grausamen Schicksal weiterhin eifrig feilte.


Beutewelt II (S. 97-102)

„Alarm! Alles raus!“ brüllte Bäumer und zog einen noch leicht verschlafenen Iraker von seiner Pritsche.
Frank hüpfte in seine Kleidung, schnallte sich das Gewehr um und rannte wie vom Teufel gehetzt aus der Halle ins Freie, wo sich bereits Hunderte von Soldaten versammelt hatten. Sirenen dröhnten durch das Lager und Offiziere brüllten Kommandos und Befehle durch die verregnete Nacht.

Kohlhaas blickte auf die Innenstadt hinter sich. Riesige feurige Blüten wuchsen zwischen den Hochhäusern hervor, begleitet vom tiefen Grollen der Bombeneinschläge. Die japanischen Flakgeschütze feuerten jetzt aus allen Rohen und der Himmel über der Großstadt füllte sich mit gleißenden Blitzen und infernalischem Feuer.

Der Bombenangriff der GCF-Luftwaffe dauerte etwa eine halbe Stunde, dann folgte ein Großangriff durch die feindliche Infanterie und zahlreichen Panzer. Alle warfen sich in die Gräben und befestigten Stellungen. Frank und Alfred wurden einem Maschinengewehrposten zugeteilt und blieben zusammen, hinter ihnen brüllten Soldaten so laute auf Japanisch, dass ihnen die Ohren schmerzten.

„Artillery fire!“ schrie der Soldat neben ihnen und versuchte in Deckung zu springen.

Ein Hagel von schweren Geschossen ging auf die Gräben und Stellungen hernieder. Sie kauerten sich auf den schlammigen Boden, pressten sich die Hände vors Gesicht, um sie herum brach die Hölle los.

Detonationen krachten jetzt an allen Ecken, schreie zerrissen die Luft und Dreck spritzte umher. Die GCF-Geschütze stießen ein mörderisches Feuer aus und verwüsteten die gesamte Umgebung. Hinter ihnen erhielten mehrere Japaner einen Volltreffer und ihr Todesschrei hallte noch Minuten später in Franks Kopf nach. Er glaubte das Zerbrechen ihrer Knochen gehört zu haben als sie von der Explosion zerfetzt wurden. Alfred und er wurden nicht erwischt und waren noch tiefer in den Schlamm hinter der Grabenwand gekrochen.

Nach einer halben Stunde voller Entsetzen und Panik hörte der Beschuss auf, Rauchschwaden zogen davon und man hörte von Ferne die Schreie von Sterbenden und Verwundeten. Jetzt rückten die feindlichen Panzer und die GCF-Soldaten vor, ihre Umrisse waren in der Schwärze der Nacht und durch den undurchsichtigen Nebel über dem Boden kaum auszumachen.

„Verflucht!“ stieß Kohlhaas aus und hockte sich hinter sein Maschinengewehr. Alfreds Gesicht war voller Schlammspritzer und es verriet seine Angst. Frank erging es nicht besser, seine Kleidung war vom Regen durchnässt und seine Finger betasteten den Abzug seines Gewehrs voll Nervosität.

„Kannst du etwas erkennen?“ flüsterte Alf.

„Noch nicht richtig. Dieser verdammte Nebel!“ zischte sein Mitstreiter zurück.

Dann wurden die ersten schwarzen Punkte am finsteren Horizont sichtbar, es waren Abertausende. Zwischen ihnen röhrten Panzer, die jetzt mit ihren Geschützen das Feuer eröffneten. Erste Explosionen und Schüsse, dann war der Feind noch näher gekommen. Frank schob den hinderlichen Stahlhelm, der jetzt noch schwerer erschien, leicht nach oben, weil er glaubte, dass er ihn beim Zielen störte. Alfred schluckte und hielt den Atem an. Die ersten Feinde waren aus dem Gemisch aus Dunkelheit und Dunst herausgekommen und immer mehr der benachbarten Soldaten eröffneten das Feuer auf sie.

„Schieß schon!“ brüllte Bäumer und Frank gab seine ersten Feuerstöße in Richtung der anrückenden GCF-Trupps ab. Dann brach ein furchtbares Getöse los.

Kohlhass konnte mehrere Feinde erkennen, die versuchten einen Stacheldrahtverhau zu zerstören, er feuerte wild in ihre Richtung und zwei sackten mit lauten Schreien zu Boden. Jetzt feuerte auch Alf.

Das Maschinengewehr hämmerte sein tödliches, metallisches Lied und schickte mehrere der dunklen, größer werdenden Punkte zu Boden. Die japanischen Panzer waren vorgefahren und hielten mit ihren MGs und Geschützen auf die Feinde zu. Ihre Geschosse hackten blutige Wunden in die breite Front der gegnerischen Armee, doch es waren unzählige.

Aus dem Dunkel des gegenüberliegenden Horizontes, schossen plötzlich Skydragons hervor und feuerten mit ihren schweren Maschinenkanonen in die Gräben der Verteidiger. Blutfontänen spritzten auf und Körper rutschen zerschmettert die schlammigen Grubenwände herab. Sie Japaner antworteten mit Panzerfäusten und tragbaren Luftbodenraketen. Einige der Sykdragons explodierten, andere mähten ihre Feinde nieder, jagten über ihren Köpfen davon und richteten ein furchtbares Blutbad in den Stellungen an.

„Wie viele sind es?“ schrie Bäumer Frank ins Ohr.

„Was weiß ich, ich schätze mindestens 5000 Mann!“ antwortete ihm Frank und vergrub seinen Kopf hinter einer Befestigung.

„Da hinten kommen etwa zehn Panzer!“ Alfred gestikulierte und warf sich wieder in den Schlamm.

Die GCF-Soldaten feuerten jetzt mit aller Macht zurück und viele von ihnen waren nur noch kaum zweihundert Meter von den ersten Verteidigungsstellungen der Japaner entfernt.

Als sie weitere hundert Meter herangekommen waren und sich durch zahlreiche Stacheldrahtverhaue gekämpft hatten, stürmten sie los. Frank feuerte jetzt wie ein Wahnsinniger und schoss eine große Lücke in den Soldatenhaufen vor sich. Er biss seine Zähne zusammen, so stark, dass sie knirschten wie ein morsches, altes Segelschiff im Sturm.

Die Verteidiger hörten ihre Feinde jetzt vor Wut schreien, zu Tausenden rannten sie mit all ihrer Kraft zu den japanischen Stellungen. Frank sah einige Bajonette aufblitzen und legte sich seinen Klappspaten bereit, Alfred kauerte noch immer hinter ihm im Dreck und pflanzte sein Bajonett auf.

Aus dem Augenwinkel konnte Kohlhaas erkennen, dass die Japaner ein paar GCF-Panzer zerstörte hatten. Aus einem der Panzer kletterte ein schreiender Mann raus, dann explodierte das Fahrzeug.

Die feindliche Infanterie war jetzt ganz nah. Hasserfüllte Gesichter starrten in ihre Richtung und ein Schwarm Soldaten sprang in die ersten Gräber der Verteidigungslinie, wild feuernd, brüllend und fluchend.

„Verdammt! Die überrennen uns!“ kam es von Bäumer, der einen GCF-Soldaten, der sich der Stellung auf kaum zehn Meter genähert hatte, ins Gesicht schoss.

„Mach dich bereit!“ Frank riss seinen Freund am Ärmel und zog ihn zu sich herüber, sein Herz raste und er dachte in dieser Sekunde an nichts. Sein Gesicht verzog sich zu einer bösartigen Fratze und es glich ganz dem des GCF-Soldaten, welcher neben ihm in den Graben sprang und dem vor Schreck erstarrten Japaner kaum fünf Meter rechts von ihm das Bajonett in den Bauch rammte.

Frank schoss auf den bulligen Mann und traf ihn im Hals. Er röchelte und viel vor ihm in den Schlamm. Es begann ein brutales Metzeln auf kurze Distanz und die Soldaten schossen, stachen und hackten sich gegenseitig nieder.

Kohlhaas brüllte und sein verdrecktes Gesicht ließ ihn wie einen Dämon aussehen, er schwang seinen Klappspaten und schmetterte ihn einem GCF-Soldaten ins Gesicht. Alfred schoss weiter auf die Angreifer vor sich, dann brüllte er: „Flammenwerfer!“

Ein GCF-Soldat mit einer dieser gefürchteten Waffen kam schnell näher und hielt seinen Flammenstrahl in den Graben vor sich, es folgte ein unheimliches Zischen, dann hörte man laute Schreie und brennende Freiwillige stürmten aus der Befestigung.

Kohlhaas kroch zwischen toten und sterbenden Kameraden durch den Morast und robbte über einen Japaner, dessen Kleidung mit Blut vollgesogen war, seine glasigen Augen starrten ihm mitten ins Gesicht.

Der Soldat mit dem Flammenwerfer wütete derweil weiter, bemerkte Frank jedoch nicht und als dieser neben ihm auftauchte war es zu spät. Kohlhaas stürzte sich mit einem lauten Schrei aus dem Dunkel des Grabens auf ihn und zog ihm den Spaten durchs Gesicht. Mit einem lauten Knacken brach seine Nase und der wild gewordene junge Mann versetzte ihm einen Tritt. Mit einem weiteren Schlag ins Gesicht tötete er seinen Feind.

„Go away!“ hörte Frank hinter sich. Ein Japaner winkte ihn zu sich heran und forderte ihn auf sich zum nächsten Graben zurückzuziehen.

Schüsse fegten Kohlhaas um die Ohren, sie mussten verschwinden, sonst war es um sie geschehen, die meisten anderen Kameraden zogen sich jetzt auch nach hinten zurück.

„Alf, in den nächsten Graben! Schnell!“ brüllte Frank und die beiden Freiwilligen hechteten über ihre toten Mitstreiter hinweg zur nächsten Stellung.


 
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