Roman "Beutewelt VII - Weltenbrand" (Leseprobe)

Beutewelt VII - Weltenbrand (S. 37-39)

Die Befreiung Leipzigs und der dort ausgebrochene Volksaufstand wurde von Tschistokjows Propaganda bis zum Exzess ausgeschlachtet.
„Deutschland erhebt sich gegen die Logenbrüder!“, titelten die großen Zeitungen des Nationenbundes und auch in Deutschland selbst wurde die Bevölkerung nun wesentlich kämpferischer und rebellischer.

„Das hatte ich unseren Landsleuten gar nicht mehr zugetraut. Offenbar sind doch noch ein paar darunter, die keine Feiglinge sind“, meinte Ludwig Orthmann und lächelte Frank zu.

„Es mangelte ihnen einfach an Selbstvertrauen. Und woher sollten sie es auch haben? Man hat ihnen immer nur eingeredet, dass sie auf Knien leben müssen und der Feind unbesiegbar ist. Das ist er aber nicht!“, antwortete Frank mit Blick auf die jubelnde Masse, welche die Straßen der Innenstadt verstopfte.
Zehntausende von Deutschen ließen ein ohrenbetäubendes Geschrei erklingen und viele von ihnen schwangen die Fahnen des alten, deutschen Staates oder die der Freiheitsbewegung. In den letzten Tagen waren einige ADR-Trupps nach Leipzig gekommen, wo sie nun damit beschäftigt waren, die Macht der Weltregierung endgültig zu zerschlagen. Außerdem waren der Volksarmee eine Reihe von Waffendepots der GCF in die Hände gefallen, was bei der Ausrüstung weiterer Freiwilligenmilizen sehr hilfreich war. Die hier versammelten Waräger hatten derweil den Befehl bekommen, schon morgen weiter nach Westen zu marschieren, um durch die GCF-Frontlinie bei Zeitz zu stoßen. Doch heute wollten sie erst einmal ihren Sieg in den Straßen von Leipzig feiern.
Frank und Ludwig Orthmann bahnten sich ihren Weg durch die vor Freude pulsierende Menge. Immer wieder wurde General Kohlhaas mit einem Schulterklopfen begrüßt oder man überreichte ihm Blumen. Schließlich gingen die beiden durch den Haupteingang des Rathauses, das von einem Trupp deutscher Freiwilliger besetzt worden war. Kurz darauf kamen sie in die oberste Etage, wo sich das Büro des ehemaligen Stadtverwalters befand.
Einige grinsende Freiwillige erwarteten sie bereits. Einer von ihnen sagte zu Ludwig Orthmann: „Den Arsch hier können Sie direkt auch noch entsorgen!“
Dann deutete er auf das Bild Dieter Bücklings an der Wand hinter sich.
„Mit Vergnügen!“, antwortete Orthmann, das Porträt vom Haken nehmend.
Kohlhaas stieß derweil eines der großen Fenster auf und winkte den jubelnden Leipzigern zu. Neben dem Fenster hing noch immer die Fahne der Weltregierung, die Frank nun abriss und durch die Deutschlandfahne ersetzte.
Kaum hatte die Flagge des Weltverbundes den Boden erreicht, wurde sie von unzähligen, gierigen Händen ergriffen und unter dem lauten Geschrei der Menge verbrannt. Indes kam Orthmann von hinten heran. Er hatte Bücklings Porträt in der Hand.
„Gestatten Sie, Herr Kohlhaas?“, sagte er lachend, schob den General ein wenig zur Seite und hielt das große Bild des Sub-Governeurs aus dem Fenster.
Die Menschenmasse antwortete augenblicklich mit einem zornigen Raunen, während Orthmann grimmig nach unten starrte.
„Guten Flug, Dieter!“, zischte er dann und das Porträt fiel hinab, um mit einem lauten Krachen auf dem Straßenpflaster zu zerbersten.

(S. 88-91)

Nach dem erholsamen Waldspaziergang mit Wilden und einem leckeren Weihnachtsessen war Frank mit Julia zu Bett gegangen. Er hatte sich trotz aller widrigen Umstände im Hintergrund entspannt gefühlt, als er endlich die Augen geschlossen und friedlich eingeschlafen war. Das änderte sich jedoch rasch, nachdem ihn sein Geist wieder einmal in eine verstörende Traumwelt geführt hatte.
Frank riss die Augen auf und starrte mit fassungslosem Entsetzen in das gleißende, grelle Licht, das in seine Augäpfel stach. Dann blickte er an sich herunter. Er war an seinen Stuhl geschnallt worden und direkt vor ihm standen zwei große Fernseher, die sich plötzlich wie von selbst einschalteten.
Der General ruckelte an seinen Fesseln und schrie auf, doch er hatte keine Möglichkeit, sich irgendwie zu befreien. Schließlich erkannte er, wo man ihn gefangen hielt. Es war die Holozelle, in der er vor vielen Jahren so entsetzlich gelitten hatte. Hinter den beiden Fernsehern konnte er die Konturen der hellgrauen Kunstlederpritsche und der Toilette an der Wand erkennen. Er war wieder da, an jenem Ort, der ihn in das Auge des Wahnsinns hatte blicken lassen.
Frank richtete seinen Blick auf die Fernseher vor sich und sah, dass der eine Bildschirm mit dem Gesicht des Weltpräsidenten und der andere mit dem Konterfei Artur Tschistokjows ausgefüllt war. Die Konturen der beiden Männer waren seltsam verzerrt, ihre Gesichter glichen dämonischen Fratzen.
Frank schrie erneut auf, versuchte sich los zu reißen, doch es gelang ihm nicht. Er musste auf dem Stuhl bleiben und zusehen. Indes begannen der Weltpräsident und Tschistokjow zu sprechen, erst ganz leise, dann immer ein wenig lauter.
„Die barbarischen Horden der Weltregierung, die mordend und plündernd durch unsere Heimat ziehen, lassen uns keine Wahl mehr…“, sagte Tschistokjows Fratze.
„Die brutalen Horden des Nationenbundes, die eine Spur des Blutes hinter sich her ziehen…“, sprach das Teufelsgesicht des Weltpräsidenten gleichzeitig.
„Dieser erneute Akt ruchlosen Massenmordes wird von uns nun beantwortet werden müssen…“
„Wir werden diesen erneuten Terrorangriff nicht unbeantwortet lassen…“
„Es wird Zeit, dass wir uns erheben, um den Feind zurück in den Abgrund zu schleudern…“
„Wir müssen uns erheben, um den Feind mit allen Mitteln zu stoppen…“
„Ihr Ziel ist die Vernichtung der freien Welt…“
„Ihr Ziel ist die Vernichtung aller Menschlichkeit…“
„Unsere Truppen werden jetzt keine Gnade mehr kennen…“
„Rache ist jetzt unser oberstes Gebot…“
„Unsere toten Frauen und Kinder…“
„…denn Zerstörung und Leid bringen sie über uns…“
„…werden keine Gefangenen mehr gemacht…“
„…die Schonzeit ist nun vorbei…“
„…müssen wir Gleiches mit Gleichem vergelten…“
„…und Feuer mit Feuer bekämpfen…“
„…heißt es Auge um Auge…“
„…bereiten wir die Gegenoffensive vor…“
„…beginnt unser Großangriff…“
„…bis zum letzten Mann die Front halten…“
„…unter allen Umständen weiterkämpfen…“
„…Frieden ist eine Illusion…“
„…der Glaube an den Sieg…“
„…nur Tschistokjow allein…“
„…einzig der Weltverbund…“
„…einen entschlossenen Gegenschlag…“
„…rücksichtslose Vergeltungsschläge…“
„…müssen jetzt standhalten…“
„…müssen jetzt durchhalten…“
„…müssen jetzt noch härter sein…“
„Gegenfeuer!“
„Sperrfeuer!“
„Trommelfeuer!“
„Abwehrfeuer!“
„Offensive!“
„Gegenoffensive!“
„Erobern!“
„Zurückerobern!“
„Mörder!“
„Vergewaltiger!“
„Bestien!“
„Menschenschinder!“
„Menschenfeinde!“
„Menschheitsvergifter!“
„Rache!“
„Vergeltung!“
„Tod!“
„Vernichtung!“
„Zerstörung!“
Das Gerede der beiden Männer wurde immer lauter und lauter. Irgendwann war es zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen geworden, das fast einem Blöken und Brüllen glich. Frank schrie vor Schmerzen und hatte das Gefühl, als würde ihm gleich der Kopf explodieren, doch die beiden Fratzen redeten immer weiter und der Lärm wurde schließlich unerträglich. Blut floss aus Franks gepeinigten Ohren, während das Getöse schließlich zu einer entsetzlichen Kakophonie wurde. Der General rüttelte in einem Zustand schlimmster Panik immer heftiger an seinen Fesseln, hoffte sich irgendwie befreien können, doch es gelang ihm noch immer nicht.
Nach einer Weile, als Frank schon dachte, dass er vor Schmerzen sterben würde, kam ein alter Bekannter aus dem grellen Licht heraus; er ging zu den beiden Fernsehern und schaltete sie aus. Dann stellte er sich vor den Gepeinigten und entblößte seine gelblichen Zähne zu einem bösartigen Grinsen. Für einen Moment sah er Frank tief in die Augen. Dieser starrte mit fassungslosem Schrecken zurück.
„Siehst du, mein Freund, wir haben es endlich geschafft! Jetzt ist die ganze Welt eine einzige, große Holozelle! Nun sind alle Menschen so wie wir!“, sagte Herr Irrsinn und klopfte Frank auf die Schulter.

(S. 77-81)

Frank schleuderte eine Handgranate in den Eingang des zerschossenen Ruinenhauses und sprang in Deckung. Sekunden später ließ ein dumpfer Schlag das Gebäude erbeben und die Waräger stürmten vor. Der rauschende Strahl eines Flammenwerfers zischte durch den langen, dunklen Korridor, während Franks Soldaten wie wild auf alles feuerten, was aus den Rauchschwaden heraustaumelte.
„Vorwärts!“, brüllte Kohlhaas in sein Funkgerät und einige seiner Soldaten rannten die Treppen ins obere Stockwerk hinauf, um von einem wütenden Feuerstoß empfangen zu werden. Ein Soldat, der vor Frank die Stufen hochgerast war, torkelte zurück; er riss den General mit sich.
Dieser sah sich nach seinem reglosen Kameraden um, der mitten im Gesicht getroffen worden war und ein letztes Mal zuckte, bevor er sich nicht mehr rührte.
Frank schleuderte eine weitere Handgranate, sprang die Treppe wieder blitzartig herunter, duckte sich. Eine laute Detonation donnerte durch die obere Etage, während die Waräger erneut versuchten, nach oben zu kommen. Es war ein furchtbares Getöse und ehe sie sich versahen, rannten mehrere GCF-Soldaten mit lautem Gebrüll auf sie zu und stachen mit ihren Bajonetten auf sie ein. General Kohlhaas sah eine blitzende Klinge auf seinen Brustpanzer zurasen, wich dem Stoß jedoch in letzter Sekunde aus. Er hatte wieder zu Pistole und Machete gegriffen. Im Gegenzug trieb er seine rasiermesserscharfe Nahkampfwaffe durch die Körperpanzerung eines GCF-Soldaten. Mit einem lauten Schmerzensschrei taumelte dieser zurück und brach zusammen. Hinter ihm wurde sofort der nächste Gegner sichtbar. Frank reagierte reflexartig; er tötete den Mann mit einem Kopfschuss.
Neben Kohlhaas prasselten einige Projektile gegen die Betonwand, doch der General und seine Männer ignorierten den Beschuss und machten die Feinde auf dem Korridor in einem brutalen Hauen und Stechen nieder.
Nach und nach wurde Frank von einer berserkerhaften Raserei ergriffen und schlug mit der Machete um sich, während er gleichzeitig auf Kopfhöhe feuerte.
„Vorwärts, Brüder! Tötet sie alle!“, brüllte er so laut er konnte und schlitzte einen GCF-Soldaten, der aus einem Nebenraum gesprungen war, mit der Machete auf. Der Mann ging zu Boden, als Frank auch schon über ihm stand und ihm mehrfach ins Gesicht schoss. Knurrend sah sich der General um. Dann wischte er sich einige Blutspritzer aus den Augen.
Endlich hatten die schwer gepanzerten Waräger diese Etage in ihre Gewalt gebracht. Mehr und mehr von ihnen kamen die Treppenaufgänge hoch und rangen die überall im Gebäude verschanzten GCF-Soldaten mit Bajonetten, Flammenwerfern und Handgranaten nieder.
General Kohlhaas war heute wieder an vorderster Front mit dabei, um seinen Männern und Landsleuten ein Beispiel an Mut und Tapferkeit zu geben. Die Volksarmee und die deutschen Freiwilligen kämpften nunmehr seit Tagen um Leipzig und versuchten, den Großangriff der Global Control Force mit allen Mitteln abzuwehren.
Mittlerweile hatte der Feind die Innenstadt fast erreicht und brach langsam durch den Abwehrgürtel, den die Verteidiger gelegt hatten. Mit der Rückeroberung dieses strategisch günstig liegenden Gebäudes in der Leipziger Innenstadt, direkt neben einem großen Platz, hatten die Waräger eine Stellung gewonnen, an der sich hervorragend Scharfschützen und schwere Waffen postieren ließen.
„Die kommen mit Panzern!“, schallte es aus dem Komm-Sprechgerät an Franks Kragen. Der General hastete zurück auf die Straße, die mit Schutt und toten Soldaten übersät war.
„Wie weit sind die Tanks noch weg?“, fragte Kohlhaas.
„Ein paar Straßen weiter. Die haben da die Stellungen der Volksarmee mit ihren Geschützen eingeebnet“, erhielt er als Antwort.
„Alle Plasmawerfertrupps hierher!“, befahl Frank. Wenige Minuten später bezogen die Waräger mit den schweren Waffen hinter einigen Trümmerhaufen und Mauerresten Stellung.
„GCF-Infantrie rückt durch Quadrat E-7 vor, General!“
Kohlhaas musterte die kleine Karte auf seinem DC-Stick, er gab ein paar Befehle durch.
„Scharfschützen schießen nur auf die Offiziere und Truppführer! Plasmawerfer nur auf die Panzer! Alle anderen knallen den Rest ab! Verzahnte Feuerlinien! Ihr wisst ja, wie es geht, Kameraden!“
Frank kroch zu einer Gruppe seiner Männer hinter eine eingestürzte Mauer und wartete. Nach etwa einer halben Stunde näherten sich mehrere Panzer, die sofort damit anfingen, die Häuser um sich herum in Stücke zu schießen. Schutt und Trümmer flogen durch die Luft, Häuserfronten stürzten krachend auf die Straßen.
„Wartet noch! Lasst sie kommen!“, gab der General durch.
„Infanterie folgt den Panzern…“, ergänzte einer der Späher.
„Warten, Männer!“
Die Tanks fuhren auf den großen Platz in der Leipziger Innenstadt, den die Waräger, die überall verschanzt waren, in eine Todeszone verwandelt hatten.
„Jetzt!“
Glühende Plasmabälle rasten von einer Sekunde auf die andere in Richtung der Panzer, um sich durch die Außenhüllen der Fahrzeuge zu fressen. Drei der Tanks explodierten, während die anderen weiter vorwärts rollten und ununterbrochen auf die Häuser schossen. Schließlich folgte die GCF-Infanterie, die versuchte, hinter den Panzern oder den überall liegenden Trümmerhaufen Deckung zu finden.
In der Masse der angreifenden Soldaten spritzten plötzlich kleine, blutige Wolken auf, denn die Scharfschützen der Volksarmee hatten damit begonnen die Truppführer und Offiziere des Gegners gezielt zu töten.
„Verzahnte Feuerlinien!“, gab Frank durch. Augenblicklich donnerten die Sturmgewehre seiner Männer los.
Dutzende GCF-Soldaten, die den großen Platz überqueren wollten, brachen getroffen zusammen, brüllten auf, warfen sich in den Dreck. Derweil explodierten weitere Panzer, die pausenlos von den Plasmawerferschützen unter Feuer genommen wurden.
Es dauerte nur wenige Minuten, dann waren die Gegner so weit in die von den Warägern errichtete Todeszone hineingelaufen, dass sie von allen Seiten beschossen werden konnten und sich der Gegenangriff in ein Blutbad verwandelte. Überall wurden ganze Schwärme feindlicher Soldaten niedergemäht und die vorrückenden Infanteristen purzelten schreiend und sterbend durcheinander.
Schließlich wandten sich die GCF-Soldaten zur Flucht, Frank befahl seinen Männern, die Verfolgung aufzunehmen. Sämtliche Feindpanzer waren mittlerweile entweder zerstört worden oder zogen sich wieder zurück. Feuernd, schreiend und von Franks bebender Stimme vorwärts getrieben, setzten die Waräger den fliehenden Feinden nach und machten jeden nieder, den sie erwischen konnten.
Sie hetzten die panischen Gegner durch die Gassen, während ihnen einige Trupps deutscher Freiwilliger zu Hilfe kamen und die flüchtenden GCF-Soldaten mit ihren Sturmgewehren unter Feuer nahmen.
Frank und seine Waräger hatten derartige Situationen und Taktiken inzwischen unzählige Mal einstudiert, sie mehr und mehr perfektioniert. Doch dieser kleine Sieg im Herzen von Leipzig war nur ein winziger Ausschnitt aus der großen, erbitterten Abwehrschlacht, die um die sächsische Großstadt ausgebrochen war.


 

 
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