Die Antariksa-Saga I - Grimzhag - Der Beginn (Leseprobe)

Die Antariksa-Saga I - Grimzhag - Der Beginn (S. 9-12)

Dreimal war die orangerote Sonne seit der großen Jagd nun schon über der kargen Steppe aufgegangen und dreimal hatten die beiden Monde des Nachts geleuchtet. Die Orkhorde hatte sich, so gut es ging, die Bäuche mit fettem Ruumphfleisch vollgeschlagen und ein allgemeines, zufriedenes Brummen und Knurren erfüllte das Lager der Krieger. Wieder war die Dämmerung hereingebrochen und zahlreiche Orks und Goblins, ihre kleineren, schwächlichen Verwandten, drängten sich um eine Vielzahl von Lagerfeuern, welche die dunkle Steppe wie ein Meer von Fackeln erhellten.
Grimzhag und sein Freund Zugrakk, der selten von dessen Seite wich, hockten neben dem alten Schamanen Soork auf dem Boden und nagten an einem saftigen Ruumphschenkel, während der in die Jahre gekommene Ork mit der bemerkenswerten Fähigkeit des weitreichenden Denkens wieder einmal einige Schwänke aus seiner Jugend erzählte und die älteren Krieger zwischendurch ein kehliges Lachen ausstießen.
„Vor langer Zeit lebten unsere Ahnen in mächtigen Städten aus Stein. Noch bevor die Menschlinge und Bartwichte so mächtig geworden waren und uns aus den fruchtbaren Ländern des Westens vertrieben haben. Nach der Niederlage gegen den Menschenkönig Arasig vor vielen Hundert Sonnenzyklen jedoch, mussten sie nach Osten fliehen und leben seitdem in diesem wunderschönen Land“, sagte Soork mit einigem Sarkasmus.
Morruk, der Häuptling, sah genervt auf den Schamanen herab und grunzte: „Der alten Soork und seine Geschichten von der ebenso alten Orkherrlichkeit. Damals waren wir die Größten, was? Fällt deinem wurmstichigen Hirn denn nicht mal was Besseres ein?“
Grimzhag musste grinsen und einige der Krieger ebenfalls. Soork schob seine breite Unterlippe nach oben, so dass sie fast die kurze Nase bedeckte.
„Die Menschlinge haben den großen Krieg damals gewonnen und daher hatten sie auch das Recht, uns zu vertreiben. Wer auf dem Schlachtfeld verliert, der muss sich fügen. Damals haben wir eben Pech gehabt und müssen heute noch darunter leiden. Aber es ist, wie es ist – so haben die Götter die Welt gemacht“, sprach der Anführer des Stammes und hob seine Klaue.
„Ich dachte nur, dass die jungen Krieger hier vielleicht etwas Interesse an der Geschichte unseres Volkes haben“, entschuldigte sich der Schamane kleinlaut.
„Nur weil du zur Blutlinie der Geistesbegabten gehörst, heißt das nicht, dass du jeden Gedanken auch tausendmal aussprechen sollst“, knurrte ihn Morruk an und befahl ihm zu schweigen.
„Jetzt mal was anders, Krieger!“, rief er dann mit seiner tiefen, rauen Stimme. „Thronak hat mir gestern erzählt, dass die Madengesichter vom Wargu-Stamm mal wieder in unserem Gebiet gewildert haben. Er hat gesehen, wie sie über 50 Ruumphs weggeschafft haben. Außerdem haben sie etwa ein Dutzend Warnox erlegt. Das geht eindeutig zu weit. Was meint ihr?“
„Ein Dutzend Warnox?“ Grimzhag fletschte die Zähne.
„Warnox-Kühe!“, fügte sein Vater wütend hinzu.
„Wir sollten ihnen eine letzte Warnung zukommen lassen. Wenn sie die wieder ignorieren, dann statten wir den Wargu mal einen Besuch ab“, brüllte ein breitschultriger Krieger mit vernarbtem Gesicht und fuchtelte mit seinem Hackebeil herum.
Die anderen Orks und Goblins - Letztere fühlten sich in Gegenwart ihrer größeren Vettern immer besonders stark - knurrten und grunzten zustimmend.
„Dann schicken wir den Wargu also einen von uns, um ihnen noch einmal zu sagen, dass sie sich von unserem Gebiet fernhalten sollen, wie?“, fragte Morruk die Krieger vor sich.
„Ja! Das ist eine gute Idee!“, gaben die Grünhäute zurück.
„Gut!“ Der riesenhafte Orkhäuptling stieß seinem auf dem Boden sitzenden Sohn mit dem Fuß in die Rippen und blickte auf ihn herab.
„Das ist eine Aufgabe für meinen werten Sprössling! Er soll endlich zeigen, dass er kein Snag mehr ist! Gehe morgen zu Badhrok, diesem hässlichen Gnogggesicht, und teile ihm mit, dass es demnächst Ärger gibt, wenn sich seine Krieger hier noch einmal blicken lassen!“, knurrte er.
Die wenigen um das Lagerfeuer versammelten Goblins reagierten mit einem eingeschüchterten Geflüster, denn die Bezeichnung „Snag“ war eine Beleidigung und bedeutete so viel wie „Sklave“ oder auch, im übertragenen Sinne, „feiger Goblin“. Aber natürlich hatte niemand der kleineren Grünhäute den Mumm, sich bei Morruk in irgendeiner Weise zu beschweren.
„Ich danke dir, Vater!“, antwortete Grimzhag wenig begeistert und sah hilfesuchend zu seinem Freund Zugrakk herüber.
Morruk setzte sich schließlich wieder zu seinen Kämpfern und schnitt ein gewaltiges Stück Fleisch aus dem bereits halb verbrannten Ruumph, der über dem Feuer schmorte.
„Und trete bei Bahdrok entschlossen auf, Grimzhag. Ansonsten lacht er dich nur aus und befördert dich mit einem Tritt aus seinem Zelt“, knurrte der Häuptling und starrte seinen Sohn mit zwei im Feuerschein leuchtenden, grauen Augen an.

S. 88-90

Ein Haufen laut kreischender Goblins kam aus dem Qualm, der sich im Inneren der kleinen Lagerhalle gebildet hatte, herausgelaufen und hustete. Vor dem Warendepot, einem nun in Brand gesteckten, viereckigen Haus aus Lehmziegeln mit einem Dach aus Stroh, lagen mehrere tote Menschen. Es waren ein paar Wachsoldaten und sechs Händler. Von letzteren hatte Grimzhag vier persönlich erschlagen. Auf dieses Privileg hatte er großen Wert gelegt. Ansonsten hatten seine Krieger wieder etwas zu essen und allen möglichen Krempel erbeutet. Ein Haufen Becher und Krüge aus Ton, ein paar Kisten voller bunter Stoffe und Kleider und noch sieben weitere Säcke voller Silbermünzen.
„Wieder kein Gold!“, knurrte einer der Orks enttäuscht und spuckte auf den Boden, um dann zu seinen Stammesgenossen zu gehen.
„Willst du jetzt noch mehr von diesen dämlichen Warenlagern überfallen?“, fragte Zugrakk seinen Freund und tippte ihm auf die Schulter, die von einem eisernen Panzer geschützt wurde.
„Und ob ich das will! Die Goblins haben in der Nähe ein weiteres Warendepot entdeckt. Mal sehen, was es da zu holen gibt“, antwortete Grimzhag und wischte das Blut eines Händlers mit einem Stück Stoff von der Klinge seines Schwertes.
„Das wird langsam ganz schön gefährlich. Wir rennen hier einfach herum und plündern die Lagerhallen der Menschlinge. Glaubst du nicht, dass irgendwann mal Soldaten erscheinen?“, sorgte sich Zugrakk und fing nervös zu pfeifen an.
„Benimm dich nicht wie ein kleiner Snag, Ork. Wir sind 700 Krieger. So viele Soldaten kriegen die Menschen hier draußen nicht eben mal zusammen. Wir nehmen uns gleich das nächste Lager vor. Ich freue mich schon darauf!“ Grimzhag rieb sich grunzend die Klauen und entblößte die Fangzähne.
Die anderen Grünhäute, welche dem ambitionierten Orkhäuptling gefolgt waren, schienen weniger besorgt zu sein und rannten bereits in Richtung des nächsten Warendepots.
Zugrakk stieg auf sein Gnogg und ritt Grimzhag schweigend hinterher. Eine halbe Stunde später hatte die Horde das nächste Gebäude erreicht und wurde dort von etwa 30 Menschensoldaten erwartet. Diese waren vollkommen schockiert, als sie die große Orkhorde erblickten und begannen panisch zu schreien.
Sie warfen ihre Hellebarde, Schwerter und Speere zu Boden und versuchten den brüllenden Grünhäuten irgendwie zu entkommen.
„Komm, Zugrakk! Die schnappen wir uns!“, bellte Grimzhag und trieb sein Gnogg an. Und auch sein Freund wurde nun von der Kampfeslust gepackt und jagte auf seinem laut schnaubenden Reittier den fliehenden Menschen hinterher.
Lässig hob Grimzhag sein Schwert in die Höhe und ließ es auf den Kopf eines flüchtenden Menschensoldaten niedersausen. Der Wachsoldat schrie kurz auf, taumelte dann noch ein paar Schritte nach vorne und brach schließlich zusammen.
Zugrakk jagte einem weiteren Wächter seinen Speer in den Rücken und streckte ihn mit lautem Geschrei nieder. Den Rest der Flüchtenden erledigten die anderen Orks. Derweil hatten auch die Händler in der Lagerhalle die Räuber bemerkt und in ihrer Verzweiflung die große, hölzerne Eingangstür des Warendepots verriegelt. Eine dumme Idee, wie Grimzhag meinte.
Die brüllende Horde versammelte sich vor dem verschlossenen Tor und Grimzhag stieg gemütlich von seinem Gnogg, hämisch grinsend und mit erhobenem Schwert.
„Mal sehen, ob jemand zu Hause ist…“, rief er und bollerte gegen das Holz, aber die Händler dachten nicht daran, die Tür zu öffnen.
„Mein Name ist Grimzhag und ich bin ein mächtiger Krieger mit nur sehr wenig Geduld. Ich würde gerne eintreten. Falls Sie mir allerdings ein Geschäftsangebot machen wollen, so muss ich es leider ablehnen!“, brüllte der Ork aus voller Kehle.
Dann zerlegten seine Krieger die Eingangstür der Lagerhalle mit einigen Axthieben und verschafften sich Eintritt. Grimzhag sprang in das Innere des Gebäudes und seine Kämpfer folgten ihm. Eine Gruppe wimmernder Händler hatte sich am anderen Ende des großen Raumes zu einem ängstlichen Häufchen zusammengekauert und starrte entsetzt auf die grimmig knurrenden Grünhäute.
„Keine Sorge, Menschlinge! Ich bin ein ehemaliger Mitarbeiter von Zaydan Shargut. Inzwischen bin ich jedoch selbstständig“, bemerkte Grimzhag mit einem bösartigen Grinsen.
„Du bist Freund von Zaydan?“, stammelte ein manchinischer Händler verwirrt und versuchte sich an der Sprache der Steppenorks.
„Unsinn! Das war nur ein Witz, du Wurm! Ich bin nur ein ganz normaler Ork!“, knurrte der Häuptling und seine Krieger lachten brüllend auf.
„Bringen wir die jetzt auch um?“, wollte Zugrakk wissen.
Der junge Brüller verdrehte die Augen. „Ja, sicher! Deshalb sind wir doch hier, oder?“

S. 95-99

Die grünen Augen des kaiserlichen Verwalters fielen fast aus ihren Höhlen, als er den Ausführungen eines ängstlich jammernden Händlers lauschte. Der untersetzte Mann mit dem dunklen Vollbart, der kräftigen, gebogenen Nase und den dunklen Augen war noch immer verstört.
„Und das stimmt wirklich?“, schrie der Mandarin zornig und erhob sich aus seinem mit feuerrotem Samt bezogenen Sessel.
Ein Würdenträger mit einem großen, blauen Hut und einem langen Gewand aus feinem Stoff, der neben dem Sessel seines Herrn stand, nickte und bemerkte: „Edler Qin-Wang, ich habe die Angelegenheit bereits überprüfen lassen und kann sagen, dass dieser berbische Händler die Wahrheit spricht. Nicht weniger als elf Lagerhäuser und fünf Karawanen sind überfallen worden. Fast 100 Händler wurden ermordet, weiterhin mehrere Dutzend Wachsoldaten.“
Qin-Wangs Gesichtsfarbe errötete immer mehr und der Provinzverwalter stieß einen Fluch aus. Dann ging er mit wehendem Umhang auf den Händler zu und starrte diesen wütend an. „Und Ihr sagt, dass es Grünhäute waren?“
„Ja, Exzellenz! Es waren ohne jeden Zweifel Orks und Goblins. Mehrere Hundert. Sie tauchten ohne Vorwarnung aus dem Nichts auf und fielen über uns her“, jammerte der Kaufmann aus dem fernen Berbia.
„Aber Euch haben sie übersehen, wie?“, knurrte der Mandarin.
Der Händler verbeugte sich demütig und ließ einen klagenden Laut erklingen. „Ja, Herr! Ich hatte mich hinter einigen Kisten versteckt und diese Bestien haben mich zum Glück nicht gefunden. Sonst wäre ich wohl nicht mehr hier.“
„Verstehe!“, brummte Qin-Wang.
„Es war ein Alptraum!“, fügte der Händler außer sich hinzu. „Meine armen Kollegen – und vor allem die armen, wertvollen Waren!“
Grübelnd kratzte sich der Mandarin an seinem spitzen Kinn und murmelte: „Orks überfallen unsere Warendepots. So etwas ist seit einer Ewigkeit nicht mehr vorgekommen. Das haben diese verfluchten Wilden noch nie zuvor gewagt. Jedenfalls nicht in meiner fast dreißigjährigen Amtszeit. Eine Ungeheuerlichkeit!“
„Diese elenden Bestien haben mich fast ruiniert! Ich bin ein Opfer widriger Umstände geworden. Die Waren – alles haben sie mitgenommen. Das ist ein unfassbar grausames Verbrechen! Sie haben mir meinen Gewinn genommen! Den Gewinn!“, heulte der Kaufmann leise und sah hilfesuchend zu Qin-Wang auf.
Dieser runzelte seine hohe Stirn. „Erwartet Ihr jetzt, dass Euch der Kaiser entschädigt?“
Der Kaufmann versuchte zu lächeln und meinte: „Das wäre einem großen Herrscher würdig, Exzellenz. Es wäre ein Zeichen großer Weisheit, wenn er einen armen, hungergeplagten Händler nicht im Stich lassen würde. Es wäre ein Leuchtfeuer der Menschlichkeit in einer Situation größter Verzweiflung und Not. Es wäre…“
„Schweigt!“, rief der Mandarin und wollte sich das Gewinsel des Wüstenkaufmanns nicht länger anhören.
„Ja, Exzellenz! Großer, demütiger Mandarin!“ Der schwarzhaarige Mann warf sich klagend vor dem Provinzverwalter auf den Boden und weinte bitterlich.
Qin-Wang hielt sich den Kopf und stöhnte leise. „Ich möchte wissen, was das für Orks gewesen sind. Welche Grünhaut ist so dämlich, dass sie es wagt, so etwas zu tun?“
„Dämlich sind sie alle!“, bemerkte der Würdenträger mit ernster Miene.
Der berbische Kaufmann richtete sich derweil wieder auf und faltete die Hände. Seine dunklen Glupschaugen glänzten listig und schielten in Richtung des Mandarins.
„Ich hätte eine Information, die Euch vielleicht interessieren könnte, Mächtiger“, flüsterte er.
„Redet!“, fauchte der Verwalter des manchinischen Kaisers.
„Es war wirklich seltsam. Einer dieser Orks, der offenbar die Horde führte, stellte sich den anderen Händlern als Grimag oder Grimzhag vor. Ich habe alles aus meinem Versteck beobachtet, Herr“, erklärte der Händler.
„Grimzhag der Ork! Aha, soll ich jetzt einen Fahndungsaufruf machen? Wir suchen einen Ork, der Grimzhag heißt. Er wohnt irgendwo in der Steppe…“, murrte der Mandarin und verdrehte die Augen. „Eine großartige Information!“
„Es geht ja noch weiter, großherziger Beschützer der Handeltreibenden“, sagte der Kaufmann aus Arabia. „Dieser komische Orkchef hat nach Zaydan Shargut verlangt, wenn ich sein gegrunztes Kauderwelsch richtig verstanden habe.“
„Zaydan Shargut?“ Der Mandarin war verwirrt.
„Ja, ich bin mir ganz sicher, dass der Ork den Namen „Zaydan Shargut“ gerufen hat, Gebieter!“, antwortete der Berbianer.
„Das ergibt doch keinen Sinn“, bemerkte der Würdenträger in dem langen Gewand. „Was soll eine plündernde Grünhaut mit Zaydan Shargut, einem der reichsten Händler im Norden von Manchin, zu tun haben? Das ist völliger Blödsinn!“
„Ich…ich glaube, dass diese verrückten Orks nach Zaydan gesucht haben. Einige von ihnen haben diesen Namen immer wieder gebrüllt, als sie die Lagerhalle durchsucht haben. Glaubt mir, großer Mandarin. Ich habe mich sicherlich nicht verhört“, jammerte der Händler jetzt.
„Grünhäute und Zaydan der Großhändler? Das passt doch nicht zusammen!“, meinte der Palastdiener skeptisch.
Sein Herr erhob die Hände. „Ich will unter allen Umständen wissen, wer für diese Überfälle verantwortlich ist. Wir können es uns nicht bieten lassen, dass Horden von Orks hier herumziehen und die Händler terrorisieren. Auf gar keinen Fall!“
„Ihr seid so weise, Mächtiger. Ein großer Beschützer der Gewinnsuchenden!“, stieß der Kaufmann aus und verneigte sich mehrfach.
„Verschwindet!“, herrschte Qin-Wang den Mann aus Berbia an und ließ ihn von zwei Wachen aus seiner Residenz geleiten. Dann wandte er sich seinem Diener zu.
„Glaubt Ihr die Lügengeschichte dieses Kerls etwa, Herr?“, wollte der Würdenträger wissen.
„Ich werde Zaydan selbst befragen“, zischte der Mandarin und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

S. 228-231

Der Khuzbaathsoldat ging leise grummelnd aus dem kleinen Wachhäuschen am Ende der Schädelstraße heraus, um sich ein wenig die kurzen Beine zu vertreten. Seine schwere Rüstung aus Eisenplatten hatte er in der Wachstube gelassen, wo sein Kamerad auf einem Stuhl hockte und sich langweilte. Nach einer Weile kam dieser ebenfalls nach draußen und trug ein zusammengeklapptes Spielbrett unter dem Arm.
„Lass uns noch eine Runde Rashat spielen. Das ist wenigstens ein bisschen interessant“, brummte der breite, untersetzte Zwergenkrieger und kratzte sich am Bauch.
„Noch eine Runde? Wir spielen doch seit Tagen ununterbrochen Rashat. Ich habe langsam keine Lust mehr, Seerghil“, brummelte sein Kamerad zurück.
„Und was sollen wir sonst hier draußen machen? Die Berge bestaunen?“, fragte Seerghil und wirkte genervt.
„Keine Ahnung! Wir schlagen die Zeit tot und wenn es dunkel wird, gehen wir zurück ins Lager. Lass mich einfach in Ruhe. Das hier ist doch so sinnlos wie ein Kropf“, schimpfte der andere Khuzbaath.
„Sehe ich auch so, Hamath. Ich frage mich nur, warum der Chef gerade uns zwei in diese verlassene Gegend geschickt hat. Hier ist doch nichts“, meinte sein stämmiger Kamerad.
Hamath ging langsam um das kleine Wachhäuschen herum und betrachtete nachdenklich die hohen Felswände, die den Ausgang der Schädelstraße, jenes engen Passes, der durch die nördlichen Ausläufer des Eisgebirges von der Steppe auf das Plateau von Chaar führte, umgaben. Dann gähnte er leise und hielt sich die Hand vor den Mund, um sich anschließend auf einen kleinen Stein zu setzen. Der andere Kleinwüchsige verzog sich derweil wieder mit frustrierter Miene in die Wachstube und schleuderte das Spielbrett fluchend in die Ecke.
„Ich hab so die Nase voll!“, zischte er wütend und legte sich auf einen Haufen schmutziger Decken, um ein wenig vor sich hin zu dösen.
Der Khuzbaath schlummerte etwa eine Stunde und kroch dann brummend von seinem Schlaflager. Noch immer müde und zutiefst lustlos rieb er sich die Augen und ging dann wieder nach draußen, um nach seinem Kameraden Hamath zu sehen. Inzwischen dämmerte es bereits, was bedeutete, dass die Wachschicht gleich zu Ende sein würde. Nachts wurde die Schädelstraße nicht beaufsichtigt, denn dafür gab es keinen Grund. Außer einigen Ruumphs und den schuppigen, echsenähnlichen Felsenschleichern, die man in diesem Gebiet häufig traf, ließ sich in dieser einsamen Gegend am äußersten Ende des Khuzbaathreiches ohnehin kaum jemand blicken.
„Hamath! He! Gleich gehen wir zurück ins Lager!“, rief der Kleinwüchsige durch das Halbdunkel und sah sich nach seinem Kameraden um.
„Hamath?“
Niemand antwortete und Seerghil wirkte etwas verdutzt. Verwirrt suchte er die Gegend nach dem anderen Wachsoldaten ab, den er direkt neben dem Passausgang zurückgelassen hatte.
„He! Hamath! Sitzt du auf den Ohren? Wir gehen jetzt!“, rief er noch einmal.
Kurz darauf hatte der Soldat den kleinen Stein gefunden, auf dem sich sein Kamerad zuletzt niedergelassen hatte. Dahinter hatte sich ein kleiner, roter Fleck gebildet, doch Seerghil konnte nicht auf den ersten Blick erkennen, was das war. Er beugte sich hinab, um genauer hinzusehen. Dann riss er verstört die Augen auf. Es war eine Blutlache. Jetzt erkannte er auch einige Schleifspuren, die in Richtung der Felsen führten. Blitzartig richtete er sich wieder auf und zog seinen Krummsäbel aus der Scheide.
„Hamath? He! Wo bei Madrok bist du?“
Plötzlich ertönte ein hämisches Gekicher und der Khuzbaath zuckte erschrocken zusammen. Angestrengt starrte er durch das Halbdunkel der aufkommenden Dämmerung. Dabei hielt er seine Waffe verkrampft in der Hand.
„Wer ist da? Hamath?“, schrie er nervös und ging einige Schritte auf den dunklen Passausgang zu, der nun wie ein gähnender Schlund aussah und bedrohlich wirkte.
„Verflucht! Hamath!“
Wieder kicherte jemand irgendwo zwischen den Felsen und die Khuzbaathwache blickte nach oben. Das Letzte, was Seerghil in seinem Leben sah, war das grinsende Gesicht eines Goblins, der über ihm auf einem Felsvorsprung hockte und mit einem Bogen auf ihn zielte.
In der nächsten Sekunde bohrte sich ein Pfeil durch seinen Schädel und der Zwerg taumelte mit einem leisen Brummen nach hinten. Die kleine Grünhaut landete neben ihm auf dem staubigen Boden, hob kichernd ihr rostiges Messer in die Höhe und rammte dem tödlich getroffenen Khuzbaath die Klinge in den Hals.
„Das wäre erledigt, Häuptling!“, rief der Goblin in Richtung des Passausganges und augenblicklich strömte eine große Masse weiterer Goblins heraus. An der Spitze der grünhäutigen Flut, die sich nun in die weite Ebene vor der Schädelstraße ergoss, befand sich Skarnak, der Anführer des Krummagstammes. Zufrieden knurrend tasteten die rötlich glimmenden Augen des listigen Häuptlings die Umgebung nach weiteren Khuzbaath ab, doch hier war niemand mehr.
„Und nun?“, fragte einer der Goblins den Stammesführer.
„Nun machen wir das, wozu uns Grimzhag losgeschickt hat. Verhaltet euch aber bis zum Morgengrauen ruhig. Ich will, dass wir diese Schrumpflinge überraschen“, flüsterte Skarnak.





 

 
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